News Mai 2015

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Die Bindungstheorie nach John Bowlby besagt: „Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person knüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet“. Diese Bindung wird wahrscheinlich schon in der Schwangerschaft zwischen primärer Bezugsperson und Kind aktiviert und sichert das Überleben des Säuglings. Nimmt die Bezugsperson die Bedürfnisse und Signale des Babys feinfühlig wahr, reagiert sie prompt und angemessen darauf, so fühlt sich der Säugling beschützt und sicher. Erlebt das Kind diese sichere Basis, kann es seine Welt entdecken. Neben der Mutter, die zumeist die primäre Beziehungsperson ist, gibt es auch noch sekundäre Bezugspersonen wie die Familie und den Freundeskreis. Zu den tertiären Bezugspersonen zählen u.a. StillberaterInnen, TherapeutInnen, LehrerInnen,… . Kommt es zur Migration, das heißt zur Verlegung des Wohnsitzes in ein anderes Land, so hat das meist den Abbruch vertrauter Bindungen zur Folge. MigrantInnen leiden oft unter sozialer Unterprivilegierung und Armut. Sprachbarrieren und kulturelle Fremdheit sorgen für Irritationen, sie erleben mitunter Diskriminierung und Rassismus. Diese Vielzahl an Belastungen lassen MigrantInnen leicht zu RisikopatientInnen (Diabetes mellitus, Übergewicht, Kaiserschnitt, psychische Erkrankungen, uvm.) werden. In unseren Still-Beratungen und Gesprächen gehen wir Bindungen ein die diesen Menschen helfen können, ihre eigenen Ressourcen wieder zu stärken. Somit wird klar, welche große Bedeutung unsere Arbeit mit MigrantInnen hat und welche Möglichkeiten wir haben, diesen Familien etwas mitzugeben! „Wie stellen wir Compliance / Kooperation her mit Menschen, die uns nicht verstehen?“(T. Hegemann, D) Informationen über die eigenen und anderen kulturellen Hintergründe, die Klarheit über eigene Werte und die Möglichkeiten des verbalen bzw. nonverbalen Ausdruckes führen zu einer transkulturell sensiblen Kompetenz. Die Schlagwörter Beziehung, Bindung, Begleitung beschreiben den Weg, der mit einer Kombination aus Fachlichkeit und Herz beschritten werden sollte. Ressourcen mittels kulturspezifischer Gruppenangebote stärken, Therapien anbieten und Kontakte zur Community knüpfen sind einige der Möglichkeiten, um Resilienz bei Migrantinnen aufzubauen. Schulungsangebote wie „Von Anfang an“ und SAFE- Kurse für Eltern ergänzen das Programm.