News Frühjahr 2017

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Gesunde Genießer! Worauf zu achten ist.

Inews_1_17-1m Europa der heutigen Zeit können wir aus einem riesigen Angebot unterschiedlicher Nahrungsmittel wählen, unzählige Kochbücher und Ratgeber zur „richtigen“ Ernährung stehen uns zur Verfügung und trotzdem scheitern wir oft an der Aufgabe, einen einfachen Karottenbrei zuzubereiten. Also heißts: Den Hausverstand hervorkramen, folgende wichtige Dinge bedenken und es kann losgehen mit dem Abenteuer Beikost: Wie der Name schon sagt, bedeutet Beikost etwas Neues zum gewohnten Alten dazuzugeben – „beigeben“ eben. Die weltweite Empfehlung der UNICEF/WHO (2001) sieht also vor, dass jedes Kind durch die ersten 6 Monate ausschließlich gestillt werden soll und danach mit Beikost weitergestillt werden soll, bis ins zweite Lebensjahr hinein oder drüber hinaus. Daraus ergibt sich die Einführung der Beikost um das 6. Lebensmonat, je nach Entwicklungsgrad des Kindes, nicht jedoch vor Beginn des 5. Monats (17. Lebenswoche) bzw. nach Ende des 6. Monats (26. Lebenswoche). Ein Weiterstillen während und nach der Beikosteinführung wird empfohlen. Muttermilch und Säuglingsanfangsnahrung bleiben auch nach Einführung der Beikost eine wichtige Nährstoffquelle im 1. Lebensjahr (Stillempfehlungen AGES). Zeigt das Kind nun Beikostzeichen, so ist es startklar für den Übergang vom Stillen zur Familienkost.

Allergien

Lange Zeit wurde ein später Beikostbeginn (erst im zweiten Lebenshalbjahr) als Allergieprävention besonders bei erblich vorbelasteten Kindern praktiziert. Nach neuesten Erkenntnissen empfiehlt auch die ESPGHAN (European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition) in ihren Guidelines folgende Vorgangsweise: Exklusives Stillen für 6 Monate als erstrebenswertes Ziel, erste Beikost nicht vor der 17. bzw. nach der 26. Lebenswoche. Es gibt keine überzeugende wissenschaftliche Evidenz, dass Vermeidung oder verspätete Einführung von potentiellen allergischen Nahrungsmitteln wie Ei und Fisch Allergien reduziert (aus „Complementary Feeding: A Commentary by the ESPGHAN Committee on Nutrition.“). Ebenso hat sich der Umgang mit der Gabe von glutenhaltigen Getreiden wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel etc. geändert. Kleine Gaben können bereits zwischen 5. und 7. Monat verabreicht werden. Anfangs nicht mehr als 7g pro Tag (ca. ein Esslöffel Flocken oder gekochte Teigwaren) mit langsamer Mengensteigerung nach 2 Wochen. Dem Stillen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da Studien belegen, dass ein Weiterstillen u.a. zur Vorbeugung von Zöliakie und Weizenunverträglichkeit beiträgt. Sollten allerdings Symptome wie Bauchschmerzen oder Durchfall auftreten, muss ein/e Facharzt/ ärztin zur Abklärung aufgesucht werden. Gerade Mütter mit bereits älteren Geschwisterkindern sind durch diese veränderten Beikostregeln oft verunsichert und haben viele Fragen.

Lust am Essen

Beim Übergang vom Stillen zum Familientisch sollte dem Kind vorrangig die Lust am Essen vermittelt werden. Geduld ist angesagt, oftmals lehnen Kinder anfangs unbekannte Lebensmittel ab, sie brauchen die Gelegenheit, Neues mehr als einmal probieren zu können. Druck ist kontraproduktiv, Vorbilder wie gemeinsames Essen sind hilfreich. Die Eltern bieten dem Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt (egal ob morgens, mittags oder abends) ausgewählte Nahrungsmittel in entspannter Atmosphäre an, das Kind entscheidet, was und wieviel es davon isst. Die Autonomie des Kindes bei der Nahrungsaufnahme bleibt dadurch – wie schon beim Stillen – erhalten. Wichtig ist es deswegen auch, Sättigungszeichen (Esstempo wird langsamer, Mund bleibt geschlossen, Kopf wird weggedreht) zu erkennen und richtig zu deuten. Das begleitende Verbalisieren der Situation („Ich glaube, du bist satt, wenn …) hilft den Kindern beim Verstehen ihrer Gefühle und Handlungen. Ob Brei oder Fingerfood gefüttert wird, muss keine „entweder – oder“ – Entscheidung sein und kann situationsbezogen passieren. Es ist allerdings gut zu wissen, dass die meisten Kinder es genießen, ihr Essen (wie viele andere Dinge auch) mit den Händen begreifen zu können (siehe dazu auch „Luisas Beikostgeschichte“).

Was darf ich meinem Kind im ersten Lebensjahr geben?

Wasser: Vom ersten Tag der Beikost an sollte dem Kind zusätzlich Flüssigkeit, am besten Wasser in einem geeigneten Becher angeboten werden.
Kuhmilch: Ab dem 6. Monat (23. Woche) kann dem Baby bis zu 100- 200ml Kuhmilch in Form eines Milch- Getreide-Breis einmal pro Tag angeboten werden. Kuhmilch ist eine gute Kalziumquelle. Sie sollte allerdings nicht zusammen mit einer Fleischmahlzeit gegeben werden, da Kalzium die Eisenaufnahme hemmen kann. Topfen, Joghurt und Käse sind im ersten Lebensjahr wegen des hohen Eiweißgehalts noch nicht geeignet.
Öle: Der Beikost sollten hochwertige Pflanzenöle wie Raps-, Olivenoder Leinöl zugefügt werden. Sie tragen zu einer optimalen Gehirnentwicklung bei. Empfehlung ist idealerweise 1–2 Teelöffel pro 100g Brei.
Fleisch: Bei den meisten Kindern sind die bei der Geburt gefüllten Eisenspeicher durch das rasche Wachstum mit 6 Lebensmonaten nahezu geleert (vgl. Seite 10/11). Auf die Zufuhr von eisen- und zinkreichen Lebensmitteln, wie rotem Fleisch, soll geachtet werden. Getreide und Hülsenfrüchte sind ebenfalls reich an Eisen und sollen zwecks begünstigter Aufnahme in Kombination mit Vitamin C verabreicht werden.
Eier: Hühnereier können bereits im ersten Lebensjahr gegeben werden. Sie enthalten hochwertiges Eiweiß und Zink. Sie sollten allerdings gut erhitzt sein (70–80 Grad über 10 Minuten).
Nüsse: Auch Nüsse dürfen fein gemahlen in der Nahrung enthalten sein. Studien haben gezeigt, dass entgegen früherer Annahmen der Verzehr von Nüssen im ersten Lebensjahr das Allergierisiko nicht erhöht.

NICHT empfohlen:

Honig, Speisen mit rohen Zutaten (rohes Fleisch, rohen Fisch, rohe Eier), kleine Lebensmittel wie Nüsse, Samen, Körner etc. wegen des Risikos des ungewollten Inhalierens, stark salzhaltige Nahrungsmittel (z.B.: Salzgebäck), stark zuckerhaltige Getränke. Beim Workshop in Leoben kam es abschließend noch zu einer Blindverkostung von vier verschiedenen Karottenbreien, davon dreimal Gläschen aus dem Handel und einmal selbstgekocht, mit anschließender Geschmacksbewertung. Da sich bekanntlich über Geschmack streiten lässt, sei hier dazu nur so viel verraten: In unserem Fall fiel das Ergebnis ziemlich eindeutig aus! Also wenn Ihr Interesse nun geweckt ist, dann probieren Sie es doch einfach gleich einmal selbst aus!