News Winter 2015

Hier geht es zur kompletten Ausgabe News Winter 2015

„Es ist zu wenig“, „Mein Kind muss hungern“, „Mein Kind hat ein so ausgeprägtes Saugverhalten, das muss doch Hunger haben“ sind die Ängste werdender und stillender Mütter, auf die wir am häufigsten treffen, speziell in unserer im Überfluss lebenden westlichen Kultur. „Zu wenig Milch“ wird immer noch als der häufigste Grund für frühes Zufüttern, für Stillschwierigkeiten und ein vorzeitiges Abstillen genannt. Was ist nun dran an diesem Phänomen? Im Zeitraffer der Evolution war die Bildung von ausreichend Muttermilch die Voraussetzung für das Überleben aller säugenden Lebewesen. Es lässt sich dadurch erkennen, dass physiologisch gesehen ein Mangel an Muttermilch eher selten ist und daher nicht als häufige Ursache für Stillprobleme gesehen werden kann.

Ursachen für die vielen Ängste sind vielmehr fehlendes Wissen über die Bildung der Muttermilch und über das normale Verhalten eines Neugeborenen. Häufig mangelt es auch an ausreichender Unterstützung, dazu kommt die Unerfahrenheit im Elternsein. Auch Selbstzweifel oder mangelndes Selbstvertrauen in die eigenen mütterlichen Fähigkeiten sind keine Seltenheit. Fehlende Informationen zu häufigem Stillen, anfangs eine noch weiche Brust, lange und/oder kurze Stillmahlzeiten oder Unruhe und Weinen des Babys verunsichern viele Eltern. Egal aus welchem Grund die Mutter zu der Erkenntnis gelangt, zu wenig Milch zu haben – ihr Befinden muss immer ernst genommen werden. Eine genaue Anamnese ist unumgänglich. In Ausnahmefällen können medizinische Ursachen hinter dem Phänomen stecken und nur durch ein exaktes Erstgespräch ermittelt werden. Zum Beispiel können einzelne Medikamente, verstärkte Blutung bei der Geburt, Plazentareste, Brustoperationen dahinter stecken.

Wir als Fachpersonal müssen die Situation gut einschätzen können und behebbare Ursachen so schnell wie möglich aus dem Weg räumen. Wenn spezielle Informationen nötig sind oder Ursachen ans Tageslicht treten, die die persönliche Kompetenz überschreiten, ist das schnellstmögliche Zuziehen von anderem qualifiziertem Fachpersonal der fairste Weg für die betroffene Mutter. Milchbildungsfördernde Maßnahmen können zusätzlich übrigens immer empfohlen werden. Und die allerwichtigste Empfehlung hierzu ist die Steigerung der Stillfrequenz in Begleitung von viel Körper- und Hautkontakt zwischen Mutter und Kind.