News Herbst 2018

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Menschenbabys wachsen im Gegensatz zu den meisten Tierbabys langsam und haben ein großes, komplexes Gehirn. Muttermilch (MM) liefert die dafür nötigen Stoffe in der richtigen Menge und ist genau auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmt. So, wie sich die Bedürfnisse des Kindes ändern, variiert auch die Zusammensetzung der MM. Kolostrum enthält etwa dreimal so viel Protein wie reife MM, der Energiegehalt (durch Lipid- und Kohlenhydratanteil) ist deutlich niedriger.

Was beinhaltet reife Muttermilch?

Kohlenhydrate
Laktose – wichtigstes Kohlenhydrat, deckt 40% des Energiebedarfs des Babys, trägt zur optimalen Entwicklung des Gehirns und des Zentralnervensystems bei, fördert die Kalziumaufnahme im Darm, wird durch das Enzym Laktase zur Aufnahme im Darm in Galaktose und Glukose gespalten.
Oligosaccharide – bisher über 200 verschiedene Oligosaccharide in MM entdeckt, 10x höhere Konzentration als in Kuhmilch, wichtig für die Reifung des Darmes, fördern das Wachstum von Bifidus-Bakterien, belegen Bindungsstellen von pathogenen Keimen.

Lipide
Triglyceride – mit 50% die Hauptenergiequelle, werden durch das Enzym Lipase in freie Fettsäuren und Glycerin gespalten, dzt. 167 verschiedene Fettsäuren in MM identifiziert, z.B.: langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren = LC PUFA, Omega 3-Fettsäuren wie Docosahexaensäure und Omega 6-Fettsäuren wie Arachidonsäure für die Gehirnentwicklung. Die Qualität der Fette kann durch die mütterliche Ernährung zusätzlich beeinflusst werden. Freie Fettsäuren haben anti-infektiöse Effekte.

Proteine
Der Proteingehalt in der MM ist niedrig, die Nieren des Babys werden somit nicht überlastet.

  • Alpha-Laktalbumin ist MM-spezifisch und leicht verdaulich, schützt das Kind vor verschiedenen Erkrankungen (HAMLET – human Alpha Laktalbumin made lethal to tumor cells)
  • Laktoferrin ist eisenbindend, macht es somit leicht verfügbar
  • Lysozym wirkt bakterizid, Konzentration steigt ab dem 6. Lebensmonat zusätzlich in der MM an
  • Immunglobuline für die Immunabwehr
  • Kasein ist schwerer verdaulich, reichlich in Kuhmilch vorhanden.
  • Non-Protein-Nitrogen ist nicht eiweißgebundener Stickstoff, z.B. Nukleotide für das Darmwachstum
  • Essentielle Aminosäuren wie z.B. Taurin sind reichlich in MM, für Entwicklung des Gehirns, des ZNS und der Retina, in Kuhmilch praktisch nicht vorhanden.

Wasser
= 88% der Muttermilch: Zur Temperaturregelung, als Baustoff, Lösungsund Transportmittel.

Mineralstoffe
MM hat im Vergleich zu Kuhmilch einen niedrigen Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen, dadurch werden die Nieren nicht belastet: Kalium, Natrium, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Eisen, Zink, Fluor, Iod

Vitamine
Vitamin A, D, E, K, B, C

Zelluläre Komponenten
Makrophagen lösen pathogene Keime auf. Lymphozyten sind für die durch interzellulläre Kommunikation bedingte Immunität wichtig.

Bioaktive Komponenten

Enzyme
Lipase – für die Fettverdauung, bleibt auch bei Aufbewahrung der MM im Kühlschrank aktiv. Amylase – für die Verdauung von Polysacchariden, kann helfen, kleine Mengen stärkehaltiger Beikost zu verdauen.

Hormone
Leptin – regelt den Appetit, die Nahrungsaufnahme und den Energie- Nahrung enthält kein Leptin. Melatonin – hat entspannenden, schlaffördernden Effekt, ist in „nächtlicher“ MM enthalten; in künstlicher Säuglingsnahrung nicht vorhanden.

Wachstumsfaktoren
Polypeptide, die das Wachstum der Darmschleimhaut stimulieren und somit die Schleimhautbarriere stärken.

Bei dem hier dargestellten Überblick handelt es sich um eine Auswahl von Inhaltsstoffen der MM, eine vollständige Aufzählung wäre aufgrund der Vielzahl in diesem Rahmen nicht möglich. Auch ist die vollständige Entschlüsselung der Zusammensetzung der MM noch im Gange, die Forschung nicht abgeschlossen. Fest steht allerdings schon heute, dass die MM mit ihren vielfältigen natürlichen Inhaltsstoffen einzigartig ist und die Frage „Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung?“ somit vom Tisch sein sollte.