News Winter 2022

Hier geht es zur kompletten Ausgabe News Winter 2022

Die Schilddrüse &…
ihre Wirkung auf Schwangerschaft und Postpartalperiode

Sieht man sich die Beschwerden bei einer Unter- oder Überfunktion an, dann bietet sich ein sehr breites Bild – es ist für jeden was dabei.

Unterfunktion: Patient ist müde, antriebslos, der Herzschlag ist verlangsamt, es treten Zyklusstörungen auf, die Fruchtbarkeit ist herabgesetzt, Gewichtszunahme trotz geringer Kalorienaufnahme, trockene Haut, träge Verdauung, Kältegefühl, grippeartiges Krankheitsgefühl, Haarausfall. Das Problem – die Symptome sind teilweise sehr, sehr individuell und sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Überfunktion: Hier sind die Symptome meist genau umgekehrt. Das Herz schlägt schneller, Patienten leiden unter Bluthochdruck, schlafen schlecht, die Schilddrüse ist vergrößert, die Haut ist warm und trocken, eventuell zeigen sich typische basedow’sche Glotzaugen. Auch hier gibt es Zyklusstörungen und die Fruchtbarkeit ist verringert. Man kann relativ viel essen und nimmt dennoch ab. Es kann zur Osteoporose kommen, Betroffene haben häufigen Stuhlgang, zittern, schwitzen, klagen über innere Unruhe. Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion sind körperlich und emotional nicht belastbar bzw. emotional leicht verletzbar. Es gibt verschiedene Tests und Untersuchungen, mit denen die Funktion und Beschaffenheit der Schilddrüse überprüft werden kann:

Tastuntersuchung – es lassen sich Vergrößerungen oder Knoten ertasten

Blutuntersuchungen Thyroidea stimulierendes Hormon (TSH) ist ein von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttetes Hormon. Anhand des TSH lassen sich Störungen der Schilddrüse sehr früh erkennen. Erhöhte TSH-Werte weisen auf eine Unterfunktion, erniedrigte Werte auf eine Überfunktion hin.

Freies Trijodthyronin (ft3) und freies Thyroxin (fT4): Weicht der TSH Wert ab, dann ist es auch wichtig, T3 und T4 zu bestimmen. Ein großer Teil der Schilddrüsenhormone ist jedoch an Eiweiße gebunden. Wirksam sind aber nur die freien Schilddrüsenhormone, deshalb werden heute nur fT3 und fT4 gemessen („f“ steht für „frei“). Erhöhte Werte der freien Schilddrüsenhormone weisen auf eine Überfunktion, zu niedrige Werte auf eine Unterfunkton hin.

Antikörper: werden vom Immunsystem irrtümlicherweise gegen die Schilddrüse produziert, sie weisen auf mögliche Ursachen hin:

So verursachen TPO-Antikörper eine chronische Entzündung der Schilddrüse, das Krankheitsbild der Hashimoto Thyreoiditis (nach anfänglicher Überfunktion kommt es zur dauerhaften Unterfunktion der Schilddrüse).
TRACK Antikörper gegen den TSHRezeptor, hier gibt es stimulierende und teilweise blockierende Funktionen, leider kann man diese nicht gut auseinanderhalten. Bei einer stimulierenden Funktion kommt es zu einer Überproduktion der Schilddrüse mit dem Vollbild des Morbus Basedow. Diese Antikörper passieren bei der Schwangeren die Plazenta und stimulieren das Kind auch mit.

Ultraschalluntersuchung: Zeigt sehr gut die Morphologie und Struktur der Schilddrüse, Vergrößerungen, Knoten oder Zysten sind hier gut erkennbar.

Szintigraphie: Hier wird der Patientin ein schwach radioaktives Medikament i.v. verabreicht, das wird so wie Jod in der Schilddrüse verstoffwechselt und man kann den regionalen Stoffwechsel damit gut darstellen. Nach Verabreichung des radioaktiven Stoffes sollte die Mutter etwas Abstand zum Säugling halten und für 24 Stunden die Muttermilch abpumpen und verwerfen. Danach ist die Substanz vollständig abgebaut und ausgeschieden.

Feinnadelpunktion: Mit einer dünnen Hohlnadel wird unter Ultraschallbeobachtung Gewebe oder Flüssigkeit aus einer suspekten Stelle der Schilddrüse entnommen um abzuklären, ob es sich um eine Entzündung, einen gut- oder einen bösartigen Tumor handelt.

Welche Krankheitsbilder der Schilddrüse gibt es?

Über- und Unterfunktion wurden schon etwas beschrieben und sind oft Teil der anderen Krankheitsbilder.

Thyreoiditis ist eine Schilddrüsenentzündung. Am Beginn kommt es zum Zellzerfall und zu einer passageren Überfunktion (über einige Wochen bis Monate). Dies normalisiert sich wieder und geht manchmal erst nach Jahren oder Jahrzehnten in eine Unterfunktion über. Die bekannteste Thyreoiditis ist die Hashimoto- Thyreoiditis, eine chronische Autoimmunthyreoiditis. Nach einer Entbindung gibt es noch eine Sonderform, die postpartum Thyreoiditis. Während die Schwangere 9 Monate lang genetisch fremdes (kindliches) Gewebe in sich trägt wird das Autoimmunsystem zurückgefahren. Nach der Geburt werden alle Autoimmunprozesse wieder ein bisschen angeregt und die Schilddrüse zeigt dann etwa 2 Monate lang eine Autoimmunreaktion, eine leichte Thyreoiditis mit leichter passagerer Überfunktion. Wenn die Mutter in den ersten Wochen Bäume ausreißen könnte und keinen Schlaf braucht, dann spielt diese passagere Überfunktion ein bisschen mit.

Auch beim Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die ebenso mit einer Thyreoiditis einhergeht, und die durch die Schilddrüsenüberfunktion gekennzeichnet ist.

Der Kropf oder die Struma war bis in die 60iger Jahre (bis zum Beginn der Jod-Salz-Prophylaxe) in den Alpenländern ein sehr häufiges Krankheitsbild, heute fast verschwunden.

Ein heißer Knoten – eine knotige Veränderung von Schilddrüsenzellen, die unabhängig von der Schilddrüse selbst Schilddrüsenhormone produzieren. Zwar sind die Knoten fast nie bösartig, aber führen zu entsprechend unangenehmen Folgesymptomen.

Das Schilddrüsenkarzinom wird heute häufiger diagnostiziert als noch vor einigen Jahrzehnten. Dies liegt jedoch hauptsächlich an den immer besseren Möglichkeiten der medizinischen Diagnostik. Nur ein geringer Teil der Knoten in der Schilddrüse ist bösartig, die Prognose bei Schilddrüsenkrebs ist meist ausgezeichnet.

Auch immer wieder zu sehen sind Patientinnen ohne Schilddrüse – sei sie operativ entfernt, durch eine Radiojodtherapie zerstört, oder bei einem Menschen von 10.000 ist gar keine Schilddrüse angelegt.

Unerfüllter Kinderwunsch

Die Schilddrüse beeinflusst die Fruchtbarkeit. Besteht eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, kann das zu Zyklusstörungen führen, die Fruchtbarkeit kann herabgesetzt sein. Der primäre Parameter, der TSH Wert, sollte unter 2,5 sein. Beim unerfüllten Kinderwunsch kann es aber sinnvoll sein, diesen TSH Wert noch niedriger anzusetzen.

Die Schilddrüse in der Schwangerschaft

Wird eine Frau mit einem bekannten Schilddrüsenproblem schwanger, dann sollte die erste Kontrolle schon in der 8. SSW erfolgen. Das Schwangerschaftshormon Beta-hCG stimuliert auch die Hormonproduktion in einer gesunden Schilddrüse, daher kommt es in der Frühschwangerschaft zu einer leichten und normalen Überfunktion der Schilddrüse. Besonders deutlich zeigt sich dieser Effekt bei Mehrlingsschwangerschaften. Bei Frauen mit Schilddrüsenerkrankungen funktioniert dieser normale Regelkreis nicht sicher, daher ist diese sehr frühe Kontrolle der Schilddrüsenfunktion wichtig. Bekommt das Baby in der Schwangerschaft nämlich zu wenig Schilddrüsenhormon, dann kann sich das auch auf die geistige und körperliche Entwicklung auswirken.

Schwieriger ist die Situation einer Schwangeren mit Morbus Basedow. Als Faustregel lässt sich dazu sagen: „Eine Überfunktion verkompliziert die Schwangerschaft – eine Schwangerschaft verkompliziert die Überfunktion.“ Die Überfunktion ist nicht gut für die Mutter und nicht gut für das Kind, die Medikamente (Thyreostatika) sind gut für die Mutter, sind nicht gut für das Kind. Eine Überbehandlung – also Richtung Unterfunktion ist besonders ungünstig für das Kind. Hier gilt es häufig zu kontrollieren, nicht immer ist die Therapieentscheidung leicht zu fällen.

Die Schilddrüse postpartal

Bis sich ein Ungleichgewicht der Schilddrüse wieder einspielt, sei es durch eine Therapieanpassung (bei einer Schilddrüsenerkrankung) oder schlicht nach der Geburt (bei der gesunden Schilddrüse) dauert es etwa 6 Wochen, bevor der TSH-Wert wieder normale Werte erreicht. Sprich – wenn sich die Mutter nach der Geburt in einer leichten Überfunktion befindet scheint dies physiologisch zu sein.

Wie bereits weiter oben beschrieben starten nach der Geburt auch wieder vermehrt Autoimmunprozesse, sodass Patientinnen mit einer leichten chronischen Autoimmunthyreoiditis oder auch einer ausgeprägten Hashimoto Thyreoiditis eine leichte bis ausgeprägte Überfunktion aufweisen, die sich erst nach Wochen und Monaten wieder normalisiert und irgendwann in eine ausgeprägte Unterfunktion übergehen kann.

Als Stillberater*innen lernen wir, dass wir nach Abklärung aller anderen Faktoren bei einer zu geringen Milchbildung auch die Schilddrüse untersuchen lassen sollten. Eine Unterfunktion könnte die Milchbildung negativ beeinflussen. Schwankungen der Schilddrüsenfunktion beeinflussen alle möglichen Funktionen im Körper. So ist es laut Univ. Doz. Dr. Georg Zettinig anzunehmen, dass ein Schilddrüsenproblem mit Problemen der Milchbildung in Zusammenhang stehen kann, allerdings gibt es zu dieser Annahme keine seriösen Evidenzen. Es gibt niemanden, der eine entsprechende Studie zahlen und machen will – daran besteht kein wirtschaftliches Interesse.

Was man beachten sollte: Eine Mutter mit Hormontherapie muss ohnehin regelmäßig kontrolliert werden. Wenn erhöhte Antikörper bekannt sind, sollte sie nach 3 und 6 Monaten eine Kontrolle machen. Auch beim Gestationsdiabetes ist eine postpartale Thyreoiditis eine häufige Nebenerscheinung.

Medikamente

Bereits in der Schwangerschaft stellt sich die Frage, was plazentagängig ist? Mütterliche Hormone sind gering plazentagängig. Jod, Thyreostatika und Betablocker gehen alle relativ gut durch die Plazenta zum Kind. Damit wird die Therapie – insbesondere der Hyperthyreose – in der Schwangerschaft schwierig.

Jod: In der Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Jodbedarf an. Eine Ernährung mit jodreichen Lebensmitteln wie Seefisch und jodiertem Speisesalz ist ratsam, auch die Einnahme eines jodhaltigen Nahrungsergänzungsmittels kann sinnvoll sein. Der tägliche Jodbedarf bei Schwangeren und Stillenden ist relativ hoch: 100 – 150 Mykrogramm. AUSNAHME: einige Schilddrüsenpatientinnen (z.B. Morbus Basedow) müssen auf jodarme Ernährung achten.

Schilddrüsenhormontabletten: wirken wie die Hormone der schilddrüsengesunden Mutter, liefern in der Frühschwangerschaft dem Kind die benötigten Hormone und sind auch in der weiteren Schwangerschaft und Stillzeit kein Problem für das Kind und sinnvoll für eine gute Gesundheit der Mutter.

Thyreostatika: Werden in der Schwangerschaft zum Baby transportiert, daher sind engmaschige Blutkontrollen nötig. Thyreostatika gehen auch zu einem geringen Teil in die Muttermilch über. Eine tägliche Einnahme von bis zu 20 mg Thiamazol bzw. 150 mg Propylthiouracil hat keine schädigende Auswirkung auf das Baby.

Kombinationstherapien – z.B. Schilddrüsenhormon plus Thyreostatikum stellen insbesondere in der Schwangerschaft ein Problem dar, denn das Hormon erreicht diaplazentar das Kind nur schlecht, während das Thyreostatikum sehr gut die Plazenta passiert und das Kind therapiert.

Alle Therapieanpassungen müssen dringend mit dem jeweiligen Schilddrüsenspezialisten abgesprochen werden. Die Mutter und gegebenenfalls das Kind sollen engmaschig kontrolliert werden. Plötzliches und selbständiges Absetzen von Schilddrüsenmedikamenten ist NICHT anzuraten.

Fazit: Die Schilddrüse und ihre Auswirkungen auf Schwangerschaft und Stillzeit bleibt ein spannendes Thema, obwohl insbesondere für die Stillzeit noch wichtige Evidenzen ausstehen. Bei Verdacht auf ein Schilddrüsenproblem macht es auf jeden Fall Sinn, die Frauen zum Spezialist*innen zu verweisen.

Säuglingsernährung in Krisenzeiten

Infovideos von SUS-Baby.eu für stillende Frauen auf der Flucht

Impressionen Stillkongress Innsbruck

Zusammenfassung der aktuellen Empfehlungen zur Impfung gegen Covid-19

Zusammenfassung der aktuellen Empfehlungen zur Impfung gegen Covid-19, Stand Dezember 2021

Aus dem Verlauf der aktuellen Covid-Pandemie ergibt sich, dass viele Frauen, die bei Impfstoffzulassung schwanger waren und mittlerweile entbunden haben, nun vor der Entscheidung stehen, sich in der Stillzeit gegen Corona impfen zu lassen.

Niemand möchte sein gestilltes Baby unnötigen Gefahren aussetzen. Das erklärt den großen Wissensdurst junger Eltern rund um die aktuell verfügbaren Impfstoffe.

Mit dieser Zusammenfassung möchten wir einen Überblick über die aktuellen Empfehlungen geben.

Derzeit sind in Österreich zwei mRNA-Impfstoffe ab dem vollendeten 12. Lebensjahr (Comirnaty von BioNTech/Pfizer und Spikevax von Moderna) sowie zwei Vektorimpfstoffe ab dem vollendeten 18. Lebensjahr (Vaxzevria von AstraZeneca und COVID-19 Vaccine Janssen von Janssen) zugelassen. Für die beiden mRNA-Impfstoffe liegt mittlerweile eine Zulassung für eine 3. Impfung 6 Monate nach der 2. Impfung vor.

Beide Impfstofftechnologien dürfen auch bei stillenden Müttern eingesetzt werden.

Es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass durch eine Coronaimpfung der Mutter ein Risiko für das gestillte Kind entsteht. mRNA-Bestandteile aus der Impfung gehen laut aktueller Forschung nicht in die Muttermilch über.

Es überwiegen sogar die Vorteile! Das gestillte Kind erhält über die Muttermilch Antikörper, das heißt Abwehrstoffe gegen das Corona-Virus. Diese Antikörper konnte man im Blut der Kinder nachweisen, was bedeutet, dass gestillte Kinder einen gewissen Immunschutz durch die Impfung der Mutter übertragen bekommen.

Daraus ergibt sich die eindeutige Empfehlung, sich zum Eigenschutz – aber auch zum Schutz des gestillten Säuglings – während der Stillzeit gegen Corona impfen zu lassen.

 „Hustensaft findet man kaum einen, den man als Stillende nehmen darf! Aber bei der Coronaimpfung gibt es keine Bedenken?“

Diese Aussage ist durchaus berechtigt, die Hintergründe müssen aber auch noch zusätzlich erklärt werden. Wenn man nicht im Beipacktext, sondern in eigens dafür gedachten Büchern nachliest, merkt man, dass sehr viele Medikamente in der Stillzeit sehr wohl eingenommen werden dürfen. Im Beipacktext sind die Hersteller immer sehr zurückhaltend. Embryonaltoxikologische Studien erheben aber, ob es Auswirkungen von Medikamenten auf gestillte Säuglinge gibt und wenn ja, was die Voraussetzungen für eine sichere Einnahme sind. Und natürlich gilt es immer abzuwägen: handelt es sich bei der Erkrankung um einen potentiell lebensbedrohlichen Zustand oder können mit dem Medikament sowieso nur einzelne Symptome gelindert werden?

Hier aufgelistet finden Sie die Textpassagen aus den aktuellen Empfehlungen, die konkret die Stillzeit betreffen:

COVID-19-Impfungen: Anwendungsempfehlungen des Nationalen Impfgremiums

Version 6.0, Stand: 04.11.2021

Stillzeit

Sind Mütter noch ungeimpft, so ist die Impfung auch in der Stillzeit ausdrücklich empfohlen. Es gibt keine Hinweise, dass mRNA-Impfstoffe oder Bestandteile desselben in die Muttermilch übertreten und sich daraus irgendein theoretisches Risiko ableiten ließe (off-label). Dies ist auch bei Vektorimpfstoffen nicht zu erwarten (off-label). Im Gegenteil wurde gezeigt, dass SARS-CoV2-Antikörper in der Muttermilch nachgewiesen werden können, die einen positiven Effekt auf den Schutz des Kindes haben können23. Es sollte daher im zeitlichen Kontext mit der Impfung auch nicht abgestillt werden.

 Stellungnahme der OEGGG (Österr. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe) zum Thema COVID-19 Impfung für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und stillende Frauen
AutorInnen: Dr. Petra Pateisky und Univ. Prof. Dr. Herbert Kiss, MBA
Erstelldatum: 19.03.2021, Update: 29.04.2021 (Version 03), letztes Update: 14.09.2021

Empfehlung für stillende Frauen bezüglich der COVID-19 Impfung basierend auf den

derzeitig international verfügbaren Daten/Stellungnahmen von Fachgesellschaften

Die Impfung (hier vorrangig die mRNA-Impfung basierend auf der Datenlage als auch die derzeit vorhandenen Vektor-Impfstoffe von Astra Zeneca und Janssen) wird stillenden Frauen empfohlen werden und stellt keinen Grund dar, die Stillzeit vorzeitig zu beenden. Durch die Impfung gebildete Antikörper gegen eine Infektion mit SARS-CoV2, welche durch die Muttermilch auf das Neugeborene übertragen werden, sind als potentiell schützend anzusehen.
Es gibt momentan keine ausreichenden Daten, welche die Anwendung während der Stillzeit explizit erlauben, es existieren jedoch keinerlei Hinweise für potentiell negative Auswirkungen. Als sehr positiven Aspekt – und einen ersten konkreten Hinweis für die potentiell positive Auswirkung der Impfung in der Stillzeit – gibt es Daten, welche auf die Übertragung von Antikörpern von stillenden Müttern durch die Muttermilch auf das gestillte Neugeborene hinweisen. In dieser Studie wurden die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech-Pfizer sowie Moderna getestet. Dies legt einen durch das Stillen übertragenen Schutz für das Neugeborene nahe.
Eine weitere Studie untersuchte das Auftreten von Antikörpern bei geimpften Schwangeren und stillenden Müttern mit dem mRNA-Impfstoff im Nabelschnurblut sowie der Muttermilch. Hier konnten ebenfalls robuste Antikörperantworten nach Impfung festgestellt werden
(DOI: https://doi.org/10.1016/j.ajog.2021.03.023).

Bezüglich des Vektorimpfstoffes von Astra Zeneca ist es derzeit noch nicht bekannt, ob der Impfstoff in die Muttermilch übergeht. Auch gibt es derzeit keine Daten über stillende Frauen bei den Janssen-Zulassungsstudien.

 

 

 

 

WAHL DES VSLÖ VORSTANDES 2020

Am 30. November 2020 fand die Generalversammlung und Wahl des neuen VSLÖ Vorstandes online statt. Der gesamte Vorstand mit seinen beiden Beirätinnen wurde von den anwesenden VSLÖ Mitgliedern wieder gewählt.

Der VSLÖ Vorstand freut sich über das entgegengebrachte Vertrauen und hat bereits viele neue Ideen für die kommenden Jahre.

Bettina Böhm ist nach 10 Jahren Vorstandstätigkeit ausgeschieden und bleibt dem VSLÖ als CERPS-Fachfrau erhalten.

Ein herzliches Dankeschön an Bettina!

vordere Reihe von links: Christiane Braumann, Anita Schoberlechner, Bri Wysoudil-Dobrowsky
hintere Reihe von links: Ursula Gessner, Gudrun Böhm, Sekretärin Andrea Hemmelmayr, Gabi Flaschberger, Ingrid Kruttner, Elisabeth Schlögel, Bettina Böhm

Foto: Karl Grabherr

VSLÖ Empfehlung Corona-Virus COVID-19 und Stillen

Stand 14.3.2020

Das Corona-Virus COVID-19 ist eine neue Variante einer viralen Erkrankung der Atemwege und wirft viele Fragen auf. Aktuell können Handlungsempfehlungen nur auf Basis anderer ähnlicher viraler Erkrankungen (SARS, MERS) und aus wenigen Fallberichten aus China abgeleitet werden.

Der VSLÖ erlaubt sich hiermit gemeinsam mit der ÖGKJ (Österr. Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde) eine Empfehlung für den Umgang mit an COVID-19 erkrankten Müttern und ihren Neugeborenen bzw. gestillten Kindern auszusprechen, die an diesen aktuellen Wissensstand angelehnt sind.

Bisher gibt es keine Hinweise, dass eine intrauterine Transmission und somit eine Ansteckung des Ungeborenen während der Schwangerschaft erfolgt. Ob sich das Ungeborene peripartal im Vaginalkanal infizieren kann und dies durch eine Sectio zu verhindern wäre, ist ungewiss. Der Geburtsmodus sollte individuell mit jeder Frau besprochen werden (Empfehlung der CDC).

Post partum erfolgt eine mögliche Ansteckung über Tröpfcheninfektion durch Husten, Niesen und auch durch direkten Kontakt mit den Ausscheidungen (Stuhl, Urin).

Muttermilch enthält gegen alle Erreger, mit denen die Mutter (und teilweise auch das Kind) in Kontakt kommt Antikörper (sIgA). Diese Antikörper schützen das gestillte Kind und verbessern seine eigene Immunantwort. Stillen schützt also vor Infektionen – eine Übertragung des Corona-Virus über die Muttermilch ist bisher nicht beschrieben.

Aufgrund des Übertragungsweges müssen also 2 Fälle unterschieden werden:

1. Eine positiv auf Corona COVID-19 getestete Schwangere entbindet und möchte stillen:
Eine Trennung von Mutter und Kind kann unterlassen werden, sofern es der Wunsch der Mutter/Eltern ist und es dem Kind gut geht bzw. dieses nicht auf der Neugeborenenstation betreut werden muss. Ein ausführliches Gespräch zwischen der betroffenen Familie und dem behandelnden Team über Risiken und Vorteile sollte dieser Entscheidung vorangehen.

Diese Empfehlung kann sich ändern, sollten sich neue Erkenntnisse ergeben.

Wichtig sind entsprechende Hygienemaßnahmen rund ums Stillen bzw. der Verabreichung von Muttermilch oder Ersatznahrung im Zusammenhang mit COVID-19-Infektionen bzw. Verdachtsfällen:

  • Ausreichend langes Händewaschen der infizierten oder fraglich infizierten Person vor Berühren des Säuglings, der Milchpumpe und sämtlicher anderen möglicherweise notwendigen Utensilien (Flasche, Sonden, Stillhütchen, etc.).
  • Tragen einer entsprechenden Gesichtsmaske beim Anlegen an der Brust, um eine Übertragung durch Tröpfcheninfektion zu verhindern.
  • Penibles Einhalten der empfohlenen Reinigungs- und Sterilisationsmaßnahmen von Pumpen und allen mit dem Stillen in Zusammenhang stehenden Utensilien nach jedem Gebrauch.
  • Ist die Mutter nicht in der Lage, ihr Kind zu stillen, kann gewonnene Muttermilch bedenkenlos und ohne Vorbehandlung durch eine gesunde Person an das Neugeborene verabreicht werden.
  • Striktes Einhalten von Sterilisationsrichtlinien bei der Herstellung von Ersatzsäuglingsnahrung. Sterilisation der Fläschchen nach jedem Gebrauch.

2. Eine Stillende erkrankt und wird positiv auf COVID-19 getestet:
In diesem Fall ist davon auszugehen, dass das gestillte Kind bereits Tage zuvor (Inkubationszeit 2-14 Tage, vielleicht auch länger) dem Virus ausgesetzt war. Das Stillen sollte nicht unterbrochen werden. Die Antikörper in der Muttermilch helfen dem Kind eine Infektion am besten abzuwehren. Eine Unterbrechung des Stillens würde das Risiko des Kindes erhöhen, zu erkranken bzw. den Krankheitsverlauf erschweren. Solange die stillende Mutter körperlich in der Lage ist zu stillen, soll sie anlegen.

Sollten sich aufgrund neuer Fallberichte neue Erkenntnisse ergeben, werden wir versuchen, unsere Empfehlungen schnellstmöglich zu aktualisieren.

Dr.in Gudrun Böhm, IBCLC, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Dr.in Christiane Braumann, IBCLC, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe

Allgemeine Empfehlungen für Österreich:
Bei Verdacht auf Ansteckung ist es ratsam die Gesundheitshotline 1450 (keine Vorwahl notwendig) anzurufen und den dort gegebenen Anweisungen zu folgen.

Auch die Infoline 0800/555 621 steht rund um die Uhr für Fragen hinsichtlich des Coronavirus zur Verfügung.

Stets aktuelle Antworten auf viele Fragen finden sich auf der Homepage der AGES: https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus/

Literatur:
Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) and Pregnancy: What obstetricians need to know Sonja A. Rasmussen, MD https://doi.org/10.1016/j.ajog.2020.02.017

https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/specific-groups/pregnancy-guidance-breastfeeding.html

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30360-3/fulltext

La leche league international, Continuing to nurse your Baby through coronavirus (2019-nCoV; COVID-19) and other respiratory infections, 19 february 20

Center for Disease Control and Prevention, https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-nCoV/hcp/index.html

AAP Recommendations for Prevention and control of influenza in children, 2019-2020 https://pediatrics.aappublications.org/content/144/4/e20192478

https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus/

https://www.dggg.de/fileadmin/documents/Weitere_Nachrichten/2020/20200312_GBCOG_FAQ_Corona.pdf

https://www.rcog.org.uk/en/news/national-guidance-on-managing-coronavirus-infection-in-pregnancy-published

Stillscheibe

wbw2018-stillscheibeAls Überraschungsgeschenk zur Weltstillwoche haben der VSLÖ, gemeinsam mit der ÖGKJ, die Stillscheibe entwickelt. Die Stillscheibe ist ein praktisches Hilfsmittel zur einfachen Bestimmung altersabhängiger Daten rund ums Stillen, mit weiteren wichtigen Informationen auf der Rückseite.

Kostenfreie Bestellungen: info@stillen.at
oder bei der ÖGKJ ker@studio12.co.at

Entwicklungskalender 2017

Entwicklungskalender-2017Der neue Entwicklungskalender ist da!

Kostenfreie Bestellungen: info@stillen.at 
oder bei der ÖGKJ ker@studio12.co.at